Geschichte der Kirche Elsau

Von der Reformation bis zum Untergang der Alten Eidgenossenschaft
Kurz vor der Reformation begannen die Elsauer mit dem Bau der heutigen spätgotischen Kirche an Stelle des früheren romanischen Gotteshauses. Mit der Reformation wandte sich der letzte Leutpriester dem neuen Glauben zu und wurde dadurch zum ersten reformierten Pfarrer von Elsau.

Bis zum Untergang der Alten Eidgenossenschaft im Jahre 1798 führte die Gemeinde das Dasein einer unbedeutenden Landgemeinde. Die Menschen lebten eher kärglich vom Ertrag der Landwirtschaft.

Bartholomäus Anhorn, Pfarrer und Schriftsteller, 1616-1700

Pfarrer Anhorn wurde nach einer bewegten Laufbahn 1678 nach Elsau berufen, wo er bis zu seinem Tode wirkte. Durch seine Bücher wurde er weithin beachtet, seine Bestattung in der Kirche ist als hohe Auszeichnung zu werten.

Quelle und weitere Informationen:
» Gemeinde Elsau - Geschichte
IMG_7203 (Foto: Françoise Schöni)

Aus Zürcher Denkmalpflege, 1. Bericht 1958/1959

In der Zeit vom Mai 1959 bis Mai 1960 liess die Kirchgemeinde Elsau die aus dem frühen 16. Jahrhundert stammende Kirche einer gründlichen Innenrenovation unterziehen.
Ausserdem erlaubte die Kirchenpflege in Anbetracht der Tatsache, dass eine erste Kirche zu Ehren des heiligen Georg in Elsau schon um 1120, spätestens aber 1250, von den Grafen von Toggenburg gestiftet worden sein muss, der kantonalen Denkmalpflege die Durchführung archäologisch-bauanalytischer Untersuchungen. Diese zeitigten überraschende Resultate.

Die baugeschichtlichen Untersuchungen
Gefunden wurden die Überreste des Südwestteils eines Hauses. Angesichts des Umstandes, dass dieser Bau einst ostwärts hart über dem Abhang zu einem tieferen Bachtälchen gestanden haben muss, kann es sich kaum um das «Herrenhaus», sondern vielmehr bloss um ein zwei- oder dreiräumiges Ökonomiegebäude gehandelt haben. Die eigentliche «Villa» lag offensichtlich höher an dem gegen Norden ansteigenden Hang.

Überreste eines hochmittelalterlichen Wohnturmes
Man stiess bei der Freilegung des Chorraumes auf ein massiges Mauerwerk, welches aus einer Nordwestecke einerseits nach Südosten, anderseits nach Südwesten weiterlief, und zwar südostwärts unter der Ostmauer der Kirche hindurch, südwestwärts dagegen bis an die massiven Fundamente des Kirchturmes heran. Ausserhalb der Kirche konnten die zugehörigen Fundamente vor allem östlich des Chores, zwischen Kirche und Pfarrhaus und vor allem auch südlich und südöstlich des Kirchturmes erkannt werden und zum Teil bis unter die westlich des Pfarrhauses und südöstlich des Kirchturmes gelegene, recht ansehnliche Friedhofmauer verfolgt werden. Beim Bau derselben muss das weiter östlich und südöstlich Liegende entfernt worden sein; jedenfalls fand sich ausserhalb der Friedhofmauer nicht der geringste Rest dieses Mauerwerkes. Soweit ersichtlich, bildeten also die zugehörigen Mauerreste, von denen der im Chor und Turm angeschnittene Teil die grösste Breite aufwies, ein unregelmässiges «Quadrat», das heisst sie müssen von einem mehr oder weniger quadratischen Gebäude stammen. Im Norden bestand offensichtlich einmal ein Anbau, von der Südmauer aus dagegen zweigte im Innern ehemals eine schmalere Mauer nach Norden hin ab.
Nehmen wir an, die römischen Mauerfundamente wären für weitere Mauerzüge ausgenützt worden, dürften wir für die Südpartie des Wohnturmes zwei durch Mauern voneinander abgetrennte Räume voraussetzen. Sie müssen teilweise mit «Bsetzi»-Böden ausgestattet gewesen sein, von denen ein kleiner Rest über dem römischen Terrazzobodenfragment erhalten blieb. Die Nordwestecke ist etwas breiter als die andern Mauerzüge. Der Grund hiefür mag darin liegen, dass das Gelände sowohl nach Süden als auch nach Osten hier gegen den schon erwähnten einst ansehnlichen Bachgraben – seinerzeit sehr steil abfiel, der Turm also vor allem aus Richtung West und Nord besonders gefährdet war, zumal ja dort auch kein Graben zur Sicherung bestand. – Im Gegensatz zum römischen Mauerwerk waren die Mauern des quadratischen Baues aus grösseren Kieseln und Glazialgesteinen gefügt, und der Mörtel ist gröber als der römische und eher gelblich.
Der Grundriss legt den Schluss nahe, dass wir in diesen Fundamenten die Überreste eines Wohnturmes zu erkennen haben. Der Bau dürfte um die Jahrtausendwende bestanden haben und muss spätestens um 112 0, das heisst vor Errichtung der ersten Kirche, zerstört worden sein.
Die Entdeckung unseres Wohnturmes ist vor allem für die schweizerische Burgenforschung deswegen von grosser Bedeutung, weil erstmals ein so frühes klares Datum für einen derartigen Bau ermittelt werden konnte

Die romanische Kirche
Bei den Untersuchungen in der Kirche war es möglich, einen 40 Zentimeter breiten, Nord-Süd verlaufenden Fundamentrest dem frühen Fundament zuzuteilen, auch wenn es nicht gelang, ihn fraglos zu deuten; es dürfte sich aber entweder um das Fundament einer Chorstufe oder vielleicht sogar einer Chorschrankenmauer gehandelt haben. Wie dem aber auch sei: Der Grundriss der
romanischen Kirche ist zweifellos gesichert.
Dass diese Kirche nach dem Wohnturm erbaut worden ist, geht aus der eigenartigen Bauweise der Apsis hervor. Deren Fundament wurde aus Bequemlichkeitsgründen an dasjenige der damals schon weitgehend abgetragenen Mauer des Wohnturmanbaues angefügt
H. Kläui schreibt: «Spätestens um 1250 müsse die Kirche Elsau entstanden sein» (Festschrift Elsau, S. 10). Sie muss von dem Grafen von Toggenburg gestiftet worden sein. 1396 vergabte Graf Donat von Toggenburg den Kirchensatz an das Kloster Rüti, und 1425 wurde diesem die Kirche durch den Papst einverleibt. – Der Friedhof war gemäss damaliger Sitte direkt um die Kirche herum angelegt. Das bewiesen die im Längsschnitt im westlichen Teil der heutigen Kirche entdeckten Skelette sowie die zahlreichen Skelettreste ausserhalb der Apsis.

Die gotische Kirche
Im Jahre 1493 erhielt Elsau die päpstliche Erlaubnis, eine neue Kirche zu bauen. Um 1510 scheinen Langhaus und Turm («Kilchen und Kilchenthurn gebuwen») erbaut wordenzu sein; die Gemeinde ersuchte jedenfalls Abt Felix Klauser in Rüti, den Bau des Chores zu übernehmen.
Der Turm dürfte schon um 1510 die heutige Gestalt gehabt haben. Die ehemaligen gotischen Fenstergewände – ausgenommen die der Schallöcher – wurden leider 1923 durch breitere neue ersetzt. Der Turm war von der Kirche aus durch zwei Türen zugänglich: durch eine Türe im Erdgeschoss erreichte man die Sakristei und durch ein 1 ,5 Meter höher gelegenes sogenanntes Läutertor das erste Stockwerk, von wo aus man zu Uhr und Glocken weitersteigen konnte. Der Sakristeieingang hatte seinerzeit einen Kielbogen. Reste davon wurden 1959 in der Auffüllung von 1787 entdeckt. Die gotische Kirche beschrieb den gleichen Grundriss wie die romanische.

Gräber und Friedhof
In der Nordhälfte des Chores wurde im Januar 1700 Pfarrer Bartholomäus Anhorn von Hartwies oder Fläsch GR (nach Osten orientiert) bestattet. Die Grabplatte wurde am 29. Mai 1959 entdeckt.
Wann die in der Mitte des Kirchenschiffs entdeckte Knochendeponie angelegt worden ist, dürfte kaum je auszumachen sein. Es handelt sich zweifellos um ein Sammelgrab für Grabüberreste, die bei einem baulichen Eingriff (1787?) entdeckt und – wohl etwas unsorgfältig – wieder bestattet worden sind.
Der Friedhof reichte vor der 1741 erfolgten Erweiterung des Pfarrhauses um die Küchenlänge nach Osten bis an die Westwand der heutigen Stube im Pfarrhaus. 1936 kamen beim Umbau der Küche unter dem Boden Skelette, Überbleibsel des östlichen Friedhofteiles, zum Vorschein

Die heutige Kirche bis 1959
Im Jahre 1787 wurde die gotische Kirche nach Westen hin um 4,8 Meter verlängert. Zugleich wurde das Bodenniveau um etwa 40 Zentimeter gehoben, der obere Eingang von der Kirche in den Turm (das sogenannte Läutertor) zugemauert, der Kielbogen über der Sakristeitüre entfernt, die Fensterbänke ebenfalls 40 Zentimeter höher versetzt, die Spitzbögen der Fenster in Rundbögen abgeändert, die alte Holzdecke entfernt und durch eine Gipsdecke ersetzt sowie schliesslich diese und die Wände mit Barockstukkaturen verziert. 1903 erhielt die Kirche einen neuen Boden und 1943 wurde sie einer Aussenrenovation unterzogen. Der kleine, am Westende des Längsschnittes in der Kirche freigelegte Mauerrest stammt vom Fundament für eine frühere Emporenstiege.

Die Innenrenovation
Die Renovationsarbeiten beschränkten sich auf das Innere
der Kirche und auf das Erdgeschoss im Turm. Denkmalpflegerische Rücksichtnahme bewog den Architekten, den Kirchenboden um 40 Zentimeter tiefer zu verlegen, das Läutertor offen zu halten sowie mit Türe und Klapptreppe zu versehen, den unförmigen Sturz von 1787 über der Sakristeitüre (zum Turm) durch eine Kopie des alten, 1959 in zwei Fragmenten entdeckten Eselsrückens zu ersetzen die Fensterbänke wieder wie vor 1787 abzuschrägen sowie endlich zwischen eigentlichem Chorraum und Kirchenschiff eine Stufe einzuziehen. Die Bestuhlung wurde gründlich überholt. Die beiden nördlichen Portale von 1787 wurden zugemauert. Neu sind der Bodenbelag, der Wandverputz (Kalkverputz, abgerieben), die flache Holzdecke, die Kanzel, die schnittige Empore und die prachtvollen Glasgemälde von Robert Wehrlin, Winterthur. Sie stellen die folgenden Themen dar: «Schöpfung», «Taufe (Christi)», «Kreuzigung», «Auferstehung», «Pfingsten», «Himmlisches Jerusalem». Im Zuge dieser Neugestaltung wurde über dem Südportal, nun einziger Zugang zur Kirche, ein einfaches Pultdach angebracht.

Dies ist ein gekürzter Auszug, für den ganzen Bericht lesen Sie:
» Zürcher Denkmalpflege

Unter Adler und Fuchs begraben

– Ein aufsehenerregendes Frauengrab des 9. Jahrhunderts in Elsau,
von Werner Wild, mit einem Beitrag von Elisabeth Langenegger

Einleitung
2003 führte die Kantonsarchäologie Zürich neben der Kirche von Elsau, östlich von Winterthur, eine Rettungsgrabung durch. Den Anlass bildete ein Bauvorhaben östlich des Kirchturms. Hier hatte man bereits 1959 Mauerzüge zweier Bauten entdeckt, die älterenUrsprungs als die heutige Kirche sind. Am späten Nachmittag des letzten Grabungstages kam unter einem Tierfuss ein Teil einer Grabgrube zum Vorschein, in der sich Steine und darunter ein Schädel befanden. Indieser Abfolge offenbarte sich sogleich die Besonderheit des Grabes. Dank des grossen Entgegenkommens von Bauherrschaft und Architekt war eine Untersuchung und Bergung der Bestattung in der darauffolgenden Woche möglich. Bei der Freilegung wie auch bei der Auswertung zeigte sich der spezielle Wert dieses Grabfundes für Archäologie, Anthropologie, Volkskunde, Mentalitäts- und Religionsgeschichte.

Neuinterpretation der Ergebnisse von 1959
1959 deutete man die Baureste östlich und unter der heutigen Kirche als römisches Ökonomiegebäude und hochmittelalterlichen Wohnturm mit Anbau. 2003 kam ausser Grab 2 eine weitere, allerdings leere Grabstätte zum Vorschein (Grab 1). Beide Gräber stehen in Bezug zu den Gebäuden. Deren Ostpartie ist zwar nicht bekannt, und auch Spuren eines Altars fehlen. Dennoch drängt sich wegen der Gräber und der im Zeitraum 461–1164 liegenden C14-Daten eine Neuinterpretation der Bauten als frühmittelalterliche Kirchen auf.

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